Maria Himmelfahrt neu erleben: Kräutergang, Naturkraft & ein eigener Kräuterwisch
Tradition trifft Intuition: Erlebe den Beginn der Heilkräuter-Erntezeit als Einladung, mit allen Sinnen in die Natur zu gehen und deinen ganz persönlichen Kräuterwisch zu binden.
Der 15. August, Mariä Himmelfahrt, markiert seit Jahrhunderten den Beginn des sogenannten Frauen-Dreißigers – der traditionellen Heilkräuter-Erntezeit. Sie dauert bis Maria Geburt am 8. September oder, je nach Region, bis Maria Namen am 12. September.
In dieser Zeit, wenn die Kornreife abgeschlossen ist, sammelten die Menschen früher die Heilpflanzen, die sie für ihre Hausapotheke, für Speisen oder den täglichen Gebrauch benötigten. Der Auftakt dieser besonderen Wochen wurde oft durch das Binden eines Würzwisches, Kräuterboschen oder Kräuterwisches (es gibt sehr viele Namen 😉 gefeiert.
Tradition
Traditionell enthielt dieser Strauß eine festgelegte Anzahl von Pflanzen – in manchen Regionen 12, 66, 72, 77 oder sogar 99 verschiedene Arten, wildwachsend oder aus Garten und Acker. Er wurde meist unter dem Dachboden aufgehängt, um das Haus vor Blitz und Donner zu schützen. Bei Krankheit oder anderen Notfällen brach man ein Zweiglein davon ab, um es in einen Tee oder eine Speise zu geben, zu verräuchern oder unter die Matratze zu legen – als Symbol für Schutz und Heilung.
Unser Ansatz
Uns am Ethnobotanischen Institut ist es jedoch wichtiger, den Blick zu weiten: Ethnobotanik bedeutet für uns nicht nur das Wissen um Pflanzen, sondern vor allem Verbundenheit – mit uns selbst und mit der Natur.
Darum geht es weniger darum, eine bestimmte Anzahl von Pflanzen zu binden. Vielmehr laden wir dazu ein, im Jahreskreis bewusst innezuhalten, das Mobiltelefon beiseitezulegen und mit allen Sinnen hinaus in die Natur zu gehen. Sich Schritt für Schritt leiten zu lassen, dem Duft, der Farbe, der Form einer Pflanze zu folgen – und jene zu sammeln, die uns in diesem Moment ansprechen.


Inuitiv – Schritt für Schritt von Pflanze zu Pflanze
Am Ende dieses intuitiven Kräutergangs (Schritt für Schritt spinnt sich unser Weg) werden die gesammelten Pflanzen zu einem Strauß gebunden, vielleicht mit einem Band oder einer Schleife verziert. Dann kann man mit einem liebevollen Blick prüfen, ob der Strauß in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt hat – wie z. B. bei unserem letztjährigen Kräuterwisch, der geprägt war von Blättern und Zweigen verschiedener Bäume und Sträucher.


Foto: unser letztjähriger Kräuterwisch ist vergilbt und trocken, wir verbrennen ihn heute Abend ehrenvoll im Garten, wo wir zuvor einen neuen binden werden.
Heute Nachmittag werden wir mit den Kindern in unseren Garten gehen. Jede und jeder von uns wird einen eigenen Kräuterwisch binden – und wir sind gespannt, welche Pflanzen uns im Garten und in der Natur anlachen werden. Der Strauß wird dann an einem Ort im Haus aufgehängt, den wir stärken möchten – über dem Esstisch, am Schreibtisch, im Schlafzimmer oder wo immer er uns Freude schenkt.
Die Verbindung mit uns selbst beginnt damit, dass wir wahrnehmen, wie es uns gerade geht, und uns in dieser Präsenz mitnehmen auf unseren persönlichen Kräutergang. Und falls es heute nicht passt: Kein Problem. Ein Kräutergang lässt sich auch an einem anderen Tag oder am Wochenende machen. Die Natur wartet auf uns – mit offenen Armen.
Viel Freude,
Sarah


